Zertifizierung Grün oder Blau?

Zertifizierung
Sie haben Interesse an einer Zertifizierung Ihres Stadtquartieres oder Ihres Gebäudes? Dann haben Sie die Wahl: In Deutschland stehend im Wesentlichen drei Zertifizierungssysteme zur Verfügung.
  • DGNB (Deutsches Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen), für Bundesgebäude BNB (Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen), Deutschland
  • LEED (Leadership in Leadership in Energy & Environmental Design), USA
  • BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology), Großbritannien

BREEAM ist das älteste aller Zertifizierungssysteme und wurde bereits seit 1990 in Großbritannien etabliert, LEED existiert seit 1998 und das deutsche DGNB Siegel wird seit 2007 entwickelt. Fast zeitgleich mit DGNB und in enger Zusammenarbeit ist auch das Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen des Bundesministeriums (BNB) entwickelt worden, welches ausschließlich für Bundesbauten eingesetzt wird. Daneben existieren diverse länderspezifische Systeme, wie beispielsweise HQE (Haute Qualité Environmentale) in Frankreich, MINERGIE in der Schweiz oder CASBEE (Comprehensive Assessment System for Building Environmental Efficiency) in Japan.

Fast alle Zertifizierungsorganisationen streben die Internationalisierung an. So können mit DGNB, LEED und BREEAM Gebäude und Stadtquartiere weltweit zertifiziert werden. Einige Organisationen bieten an die landesspezifischen Bedingungen und Regelwerke adpatierte Systeme mit eigenen Dependancen an, andere wiederum sind tendenziell zentral über das Herkunftsland organisiert.

Welches Zertifizierungssystem für Ihr Projekt in Frage kommt, lässt sich leicht durch uns als fachkundiges Expertenteam prüfen. Das BLAUSTUDIO steht Ihnen gerne mit Rat und Tat bei der Auswahl zur Verfügung.

Die verfügbaren Zertifizierungssysteme unterscheiden sich nicht nur durch Entstehungsjahr und Herkunftsland, sondern bieten auch inhaltlich und in der Bewertungssystematik unterschiedliche Herangehensweisen.

Während beispielsweise LEED auf einer eher additiven Bewertungsmethodik basiert („Green Building“), wurde bei DGNB von Beginn an Wert gelegt auf eine Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien („Blue Building“). Das Leitbild der drei klassischen Säulen der Nachhaltigkeit wurde hier systematisch in eine komplexe Bewertungsstruktur umgesetzt, die ein Vernachlässigen einer dieser Säulen nicht erlaubt.

Darüber hinaus wurde bei diesem System der sogenannten 2. Generation der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes integriert. So bilden innerhalb dieser Zertifizierung sowohl die Lebenszyklusanalyse (LCA) als auch eine entsprechende Lebenszykluskostenberechnung (LCC) jeweils einen wichtige Baustein.

Die Prozesse in der Zertifizierung ähneln sich bei allen Systemen. Meist kann ein Vorzertifikat schon während der Planungsphase erworben und dieses für Marketingzwecke eingesetzt werden. Darüber hinaus dient das Vorzertifikat auch der Zieldefinition für ein Projekt und der Prüfung des Planungsstandes. Nach Fertigstellung eines Projektes wird die vollständige Dokumentation bei der Zertifizierungsstelle eingerecht und bewertet. Erst dann wird ein Zertifikat erteilt.

Bei allen Systemen begleitet ein/-e speziell ausgebildete/-r Auditor/-in (DGNB, BNB), Accredited Professional (LEED) oder Assessor (BREEAM) ein Projekt und kümmert sich um die Kommunikation mit der jeweiligen Zertifizierungsorganisation, der Zusammenstellung der notwendigen Dokumentation sowie gegebenfalls auch inhaltliche Fragestellungen aus dem Projekt selbst. Im Idealfall begleitet der/die Auditor/-in das Projekt von Beginn an, um das volle Potential möglichst zeit- und kostenneutral auszuschöpfen. Auch entsprechende Nachweise können, müssen aber nicht, vom/von der Auditor/-in erbracht werden.

In jedem Fall wird ein Projekt nach Einreichung der Dokumentation durch ein unabhängiges Gremium geprüft. Hierdurch wird sicher gestellt, dass jedes Projekt objektiv bewertet und eine hohe Transparenz und Vergleichbarkeit hergestellt wird. Eine Zertifizierung kann zudem sowohl die Zieldefinition eines Projektes als auch das gesamte Projektteam bei der Zielerreichung unterstützen. Der Mehrwert einer Zertifizierung liegt neben der Schonung der Umwelt in einer besseren Vermietbarkeit, geringeren laufenden Kosten sowie höherer Akzeptanz bei Nutzern.

Aufgrund der hohen Präsenz des Deutschen Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen in Deutschland wird hier beispielhaft die Gebäudezertifizierung der DGNB näher ausgeführt. Für Gebäude stehen folgende Nutzungsprofile zur Verfügung.
Nutzungsprofile Neubau:
  • Bildungsbauten
  • Büro- und Verwaltungsgebäude
  • Büro- und Verwaltungsgebäude mit Modernisierungsmaßnahmen
  • Handelsbauten
  • Hotelgebäude
  • Industriebauten
  • Gesundheitsbauten
  • Laborgebäude
  • Mieterausbau
  • Mischnutzung
  • Wohngebäude (mehr als 6 Wohneinheiten)
  • Kleine Wohngebäude (bis zu 6 Wohneinheiten)
  • Versammlungsstätten

Nutzungsprofile Bestand:

  • Büro- und Verwaltungsgebäude
  • Handelsbauten
  • Industriebauten
  • Wohnen

Je nach Nutzungsprofil wird eine unterschiedlich hohe Anzahl an Kriterien für die Bewertung herangezogen; vereinzelte Vereinfachungen oder aber inhaltlich leicht abweichende Kriterien tragen der jeweiligen Typologie Rechnung. Für das Profil Büro- und Verwaltungsgebäude werden in der aktuellen Version insgesamt 40 Kriterien herangezogen, davon vier, die den Standort abbilden und nicht in die Gesamtbewertung eingehen.

Eine Bewertungsmatrix beinhaltet alle Kriterien mit ihren Erfüllungsgraden und Gewichtungen innerhalb des Systems. Auf diese Weise können im Laufe einer Planung leicht Maßnahmen in ihrer Wirkung auf unterschiedliche Kriterien dargestellt werden.

Ein Gesamterfüllungsgrad von 80% und mehr bedeutet ein Goldzertifikat, ab 65% erhält das Projekt Silber und ab 50% Erfüllungsgrad Bronze. Neben diesen Hauptanforderungen gibt es sogenannte Nebenanforderungen, die ein Goldzertifikat beispielsweise nur ermöglichen, wenn in allen anderen Hauptkriterien der notwendige Erfüllungsgrad für Silber erreicht wurde.

Neben Gebäuden können bei der DGNB auch ganze Stadtquartiere zertifiziert werden. Bisher existieren drei Varianten:
  • Neubau Stadtquartiere
  • Neubau Industriestandorte (Erstanwendungsphase)
  • Neubau Gewerbestandorte (Erstanwendungsphase)

Bei allen Quartieren gilt eine Mindestgröße von 2 Hektar Bruttobauland (BBL). Das Quartier muss sich aus mindestens zwei Baufeldern zusammensetzen, verfügt über öffentliche bzw. öffentlich zugängliche Räume und eine entsprechende Infrastruktur. Wichtig ist darüber hinaus ein Wohnanteil von zwischen zehn und maximal neunzig Prozent (Stadtquartiere), vorwiegend industriell genutzte Flächen (Industriestandorte) oder eine differenzierte Nutzungsstruktur sowie Vernetzung des Quartiers mit der Umgebung (Gewerbestandorte).

Aufgrund der gegenüber Gebäuden verhältnismäßig langen Entwicklungszeiten ganzer Quartiere werden hier drei Phasen in die Zertifizierung einbezogen. In jeder Phase ist ein Einstieg möglich:

  • Vorzertifikat: Bei Entwurf (Gültigkeit 3 Jahre)
  • Zertifikat Planung/Erschließung: Bei 25% Fertigstellung der Erschließung (Gültigkeit 5 Jahre)
  • Zertifikat Quartier: Bei 75% Fertigstellung der Bebauung (Gültigkeit unbegrenzt)

Inhaltlich werden 45 Kriterien aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie, soziale und funktionale Qualität, technische Qualität und der Prozessqualität abgefragt. Wie auch bei den Gebäuden spielt die langfristige Wirkung einer Planung eine Schlüsselrolle. Auch hier werden Ökobilanz und Lebenszykluskosten mit bewertet.

In vielen Fällen werden wir nach den Kosten eines „Gold Gebäudes“ gefragt. Wir antworten darauf: Es kommt darauf an! Zum einen spielen Nutzung, Anspruch und Ziel des Projektes eine Rolle, zum anderen beeinflusst der aktuelle, bisher im Projekt verfolgte Qualitätsstandard den Aufwand und die Machbarkeit einer Zertifizierung.

In der Regel kommen zertifizierte Projekte mit nur sehr geringen Mehrkosten gegenüber nicht zertifizierten aus. Eine Studie des BNB über zertifizierte Projekte ergab eine maximale Kostensteigerung von 2%, meist jedoch deutlich weniger.

Dem gegenüber stehen deutliche Potentiale durch Einsparungen im Betrieb, eine bessere Vermietbarkeit und eine höhere Nutzerakzeptanz. Grundsätzlich gilt, je früher das Ziel einer Zertifizierung klar definiert und vom gesamten Projektteam getragen wird, desto kostengünstiger können die Anforderungen umgesetzt werden.

Wie kommen Sie als Interessent/-in nun zum Ziel einer erfolgreichen Zertifizierung?

Sie benötigen ein Ziel, an dem alle Beteiligten gleichermaßen mitarbeiten, eine/-n qualifizierte/-n Auditor/-in (oder Accredited Professional o.ä. je nach System) zur Begleitung des Projektes und einen Vertrag mit der Zertifizierungsorganisation.

Das BLAUSTUDIO unterstützt Sie gerne im Rahmen der Zertifizierung mit den folgenden Leistungen:

  • Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Zertifizierungssystems und Nutzungsprofils
  • Durchführung einer Vorbewertung (Quick-Check) nach DGNB, BNB, LEED, BREEAM und weiteren Systemen zur Überprüfung der erreichbaren Auszeichnung
  • Vollständiges Audit für Gebäude und Stadtquartiere nach DGNB oder BNB
  • Unterstützung bei der Vertragsgestaltung, der Vergabe von Planungs- und/oder Bauleistungen sowie der Koordination der Fachplaner
  • Erstellung von Nachweisen für DGNB, LEED oder BREEAM Zertifizierungen

Sie haben Fragen oder ein mögliches Projekt? Sprechen Sie uns jederzeit gerne an!

Der ökologische Fußabdruck Fotograf: © HGS

Der ökologische Fußabdruck
Fotograf: © HGS

 

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